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94 GLAUBENSLEHRE DES ISLÂM.

Mohammed stellte sich mit seiner neuen Lehre in Gegensatz
zur Zeit der Unwissenheit, Thorheit, wie er das Heidenthum
nannte; das Wissen oder die Offenbarung aber, die er seiner
Meinung nach brachte, war, wie er selbst sagte, nichts Neues;
seine Religion ist uralt, und noch heute wird jeder Mensch ideell
als Muslim geboren, nur seine Umgebung macht etwas anderes aus
ihm. Selbst in den Schriften der Juden und Christen (Thora,
Psalmen und Evangelien) sind Stellen gewesen, die von Mohammed
und vom Islâm sprechen; aber diese Stellen sind verheimlicht, ver-
dreht
oder falsch ausgelegt worden. Was Mohammed am Juden-
thum
und Christenthum, soweit er es kannte, missfiel: der Rigo-
rismus
der Ethik, welcher eine Masse leerer Formeln erzeugte,
und der Dogmatismus jener Zeit, wurde von ihm ausgeschieden.
Dazu gehörte vor allem der Polytheismus, wie Mohammed auch
die Trinitätslehre nannte, durch welche dem einigen Gott etwas
ihm Fremdes beigesellt wird. Jeder, dem es überhaupt möglich
ist, zu glauben, ist von vorn herein verpflichtet, an die neue
Offenbarung des Islâm zu glauben, und der Muslim ist gehalten,


Muhammed (der Gepriesene oder zu Preisende) stammte väterlicher
Seits aus der Familie Haschim, einem weniger beachteten Zweige des
edlen Stammes Kureisch, der in Mekka angesessen war und die Aufsicht
über die Kaʿba führte. Der Vater, ʿAbdallah, starb kurz vor oder nach
der Geburt Muhammed’s (circa 570). In seinem sechsten Lebensjahre
nahm ihn seine Mutter Âmina auf eine Reise nach Medîna mit; auf der
Rückreise starb sie. Der Knabe wurde nun von seinem Grossvater ʿAbd
el-muttalib
, und als auch dieser nach 2 Jahren starb, von seinem Onkel
Abu Tâlib erzogen. Muhammed musste die Schafe hüten; später machte
er, erst in Begleitung seines Onkels, dann, als er gegen 25 Jahre alt war,
im Dienst einer Wittwe Chadîdja Handelsreisen, auf welchen er in Bosra
den christlichen Mönch Bahîra (S. 425) kennen gelernt haben soll. Cha-
dîdja
wurde seine erste Frau.
Um jene Zeit war im religiösen Leben der Araber eine Gährung ein-
getreten
; als Muhammed ca. 40 Jahre alt war, fasste auch ihn das reli-
giöse
Bewusstsein, dass der Götzendienst eitel sei. Er litt an Epilepsie
und glaubte während der Anfälle derselben himmlische Offenbarungen zu
erhalten; einen Betrüger kann man ihn daher nicht nennen. Eine Traum-
erscheinung
, die er auf dem Berge Hira bei Mekka hatte, gab den ersten
Anstoss: Muhammed fing an mit glühender Begeisterung den Monotheis-
mus
zu verkündigen und vor den Höllenstrafen zu warnen. Es ist nicht
sicher, ob Muhammed selbst das Schreiben und Lesen verstanden hat.
Die neue Lehre wurde Islâm d. h. Unterwürfigkeit unter Gott genannt.
Zuerst gewann er nur in seiner Familie Anhänger, und die Muslimen
hatten von den Mekkanern viel zu erdulden. Daher wanderten viele nach
Medîna aus, endlich auch Muhammed selbst (622). In Medîna machte die
neue Religion bald grosse Fortschritte. Da Chadîdja gestorben war, nahm
Muhammed nun eine Reihe anderer Frauen, theilweise auch aus politischen
Rücksichten. Von Medîna aus suchte er die Mekkaner zu beunruhigen.
Zuerst siegte er bei Bedr, verlor aber die Schlacht am Uhud. Von nun
an hörten die kriegerischen Expeditionen nicht auf: Muhammed gewann
grossen Einfluss auf die Beduinen, und es gelang ihm, dieselben politisch
zu einigen. Im Jahre 630 endlich eroberten die Muslimen die Stadt Mekka;
die Götzenbilder wurden vertilgt. Aber die gewaltigen Anstrengungen der
letzten 24 Jahre hatten Muhammed’s Gesundheit untergraben; er starb
am 8. Juni 632 in Medîna und wurde daselbst begraben.